Von Mali zum Sternekoch in der Schweiz?

Als Oulé 2017 nach Deutschland kam, war er 16 Jahre alt. Eine Unterkunft für geflüchtete unbegleitete Minderjährige (die JUMA) in Dormagen wurde zu seinem neuen Zuhause. Noch im gleichen Jahr kam er zum ersten Mal zu uns in die Beratungsstelle, da wir zu dieser Zeit einen Computerkurs speziell für Bewohner*innen der JUMA angeboten haben. Wie wir heute wissen, ist er damals gar nicht freiwillig zu uns gekommen, hat aber schnell gemerkt, dass er bei uns kostenlos Billard und Kicker spielen konnte. Er fand es bei uns so toll, dass er von da an regelmäßig mit seinen Freunden zu uns kam. Hier fiel er immer durch seine positive Art und Lebensfreude auf, welche im starken Kontrast zu seinen eigentlichen Lebenserfahrungen stand.


Nach einem Langzeitpraktikum als Koch im Hotel Schloss Friedestrom im Jahr 2018 konnte er die Besitzer schließlich anhand seiner fleißigen Arbeitshaltung von sich überzeugen und dort noch im selben Jahr mit seiner Ausbildung zum Koch starten. Durch seine Ausbildung konnte er sich endlich eine eigene Wohnung zusammen mit seinem besten Freund leisten. Wir haben die beiden dann beim Umzug beraten und unterstützt. Da er sich bei uns gut aufgehoben gefühlt hat, haben sich die Themen in der Beratung immer stärker ausgeweitet. Wir haben mit der Zeit eine persönliche Beziehung zu ihm aufgebaut und Oulé hat sich auch mit privaten Themen an uns gewandt. Als wir 2021 erfahren haben, dass er den theoretischen Teil seiner Abschlussprüfung auf Grund des mangelnden Textverständnisses bei den Mathematikaufgaben nicht bestanden hat, haben wir ihm einen Platz in unserem Nachhilfeangebot für Mathematik besorgt, sodass er seine Ausbildung noch Ende des Jahres erfolgreich abschließen konnte. Im Anschluss wurde er von seinem Arbeitgeber in eine Vollzeitbeschäftigung übernommen, in der er bis heute zufrieden tätig ist.

Aktuell hat er ein Jobangebot von einem Schweizer Hotel als “Chef de partie“ (Bedeutung: eigener Zuständigkeitsbereich in der Küche) vorliegen, wie er uns vor kurzem ganz stolz berichtete. Allerdings ist er sich noch nicht sicher, ob er es annehmen wird, da er überlegt seine Familie aus Mali nach Deutschland zu holen. Als wir ihn nach seinen Wünschen für seine Zukunft fragten, sagte er: „Nach Profifußballer war mein Wunsch Sternekoch zu werden und eine tolle Familie zu haben.“

Das Team der Sprung(s)chance freut sich sehr für ihn und ist gespannt wie er sich entscheiden wird.

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